Um es gleich vorweg zu nehmen: Es gibt nicht DEN einen typischen Baum.
Es gibt mehrere, abhängig von ihrem Standort.
Der typische Baum an Berlins Straßenrand ist 37 Jahre alt, 11 Meter hoch, hat einen Stammumfang von 90 cm, einen Kronendurchmesser von 5,5 Metern, steht in Steglitz-Zehlendorf und hört auf den lateinischen Namen Tilia cordata.
Das sagt die Statistik über die Straßenbäume von Berlin.
Eine Winterlinde in der Salvador-Allende-Straße kommt diesem Ideal am nächsten.
Ihre Krone ist nur 50 cm kleiner, der Stamm 9 cm breiter und sie steht in Treptow-Köpenick.
Der prächtige Baum mit dem weißen Schild „A.48“ steht zwischen dem Fußweg und der angrenzenden Grünfläche.
Die wachsende Stadt rückt ihm sehr auf die Pelle, verwandelt sich der angrenzende Park doch gerade in ein neues Wohngebiet mit Eigentumswohnungen in acht Stadtvillen.
Jeder siebente Baum, der an einer Straße steht, ist eine Winterlinde.
Und das ist gar nicht so überraschend, da die Winterlinde in Europa ziemlich weit verbreitet ist.
Sie kommt vorwiegend in den Mittelgebirgen vor und war im vorletzten Jahr „Baum des Jahres“ in Deutschland.
Der Spitzahorn (Baum des Jahres 1995), die Deutsche Eiche (Baum des Jahres 1989) und die ahornblättrige Platane folgen auf den Plätzen 2 bis 4.
Raten Sie mal
Wie viele Einwohner kommen in Berlin auf 1 Baum am Straßenrand?
Es gibt ca. 6% mehr Bäume in den Parks als an den Straßen.
Zusätzlich zu den etwa 434.000 Straßenbäumen stehen in Berlin ca. 460.000 Bäume in öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen.
Die meisten davon stehen in Charlottenburg-Wilmersdorf und hören auf den Namen Spitzahorn.
Der Durchschnittsbaum in den Parks ist 39 Jahre alt, 13m hoch, hat einen Stammumfang von 100 cm und einen Kronendurchmesser von 6 Metern.
Im Park um den Möwensee im Bezirk Mitte gibt es einen Baum, der diesem Ideal sehr nahe kommt.
Ein Spitzahorn, wie ungefähr jeder zehnte Baum in den Parks der Stadt.
Er ist auch 13 Meter hoch, sein Stammumfang ist um 93 cm geringfügig dünner und seine Krone mit 8 Metern ordentlich größer als das Ideal.
Die Straßen- und Grünflächenämter der Bezirke pflegen ein gemeinsames Baumkataster mit Straßenbäumen, (Park-)Anlagenbäumen und Bäumen an Ufern von Gewässern.
Auf Friedhöfen, Sportanlagen, Privatgeländen und Flächen von Freibädern stehen noch ungezählte weitere Bäume.
Die meisten Bäume stehen aber sicherlich auf Waldflächen.
Diese werden im Sinne des Landeswaldgesetzes von den Berliner Forsten aber nicht erfasst.
Blick in den Nordgraben, mit vielen Erlen
Im Tal des Nordgraben steht eine Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) - der typische Uferbaum der Stadt.
Der Nordgraben ist ein Entwässerungsgraben im Norden von Berlin, der die Panke mit dem Tegeler See verbindet.
Von den 46.000 Uferbäumen ist das Ideal ein waschechter Pankower Alnus glutinosa, der 1980 gepflanzt wurde, 12m hoch ist, einen Stammumfang von 70cm und einen Kronendurchmesser von 5 Metern hat.
Der Baum in Nordgraben kommt diesem Ideal am nächsten.
An der steilen Böschung steht er dicht an dicht mit anderen Erlen, hat einen mit 64 cm etwas kleineren Stammumfang und mit 4 Metern auch einen kleineren Kronenumfang.
Aber wer entspricht schon genau dem Durchschnitt?
Und jedes Jahr müssen viele Bäume ersetzt werden.
Die Gründe sind Krankheiten, Überalterung, Schädlingsbefall sowie Verletzungen an Rinde und Wurzelwerk.
Ein Teil dieser Bäume konnte bislang aufgrund knapper Finanzmittel leider nicht nachgepflanzt werden.
Die Stadtbaumkampagne ruft daher alle auf, gemeinsam für neue Bäume zu spenden.
Die Einzelspenden werden gesammelt, bis sie insgesamt 500 Euro betragen.
Diese rundet die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt dann auf 1.350 Euro auf, damit ein neuer Baum gepflanzt werden kann.
Seit dem Start der Spendenaktion 2012 sind so bereits 1.132.000 Euro zusammengekommen (dieses Jahr über 250.000 Euro).
Wieviel wären Sie bereit, für einen fehlenden Baum vor Ihrer Haustür zu spenden?
2017 wurden nur 305 Bäume in den Parks gepflanzt. So wenig wie seit mindestens 95 Jahren.
Apropos sammeln.
Gesammelt und gespeichert werden die Baumdaten per Hand.
Hin und wieder schleichen sich so Übertragungsfehler ein.
Für die Auswertung wurden Methoden angewandt, die diese sowie ungültige Werte ausklammern.
So wurden Kronendurchmesser, die einen Wert von 0 cm haben nicht mitgerechnet (also je rund 219.000 Straßen- und Anlagenbäume).
Für die typischen Werte eines Baumes wurden alle Bäume z.B. nach deren Höhe sortiert und anschließend der Baum in der Mitte der Reihe ausgewählt.
Mit diesem Median wurde versucht, Fehler in den Daten auszuklammern.
(Ich bin mit den entsprechenden Stellen in Kontakt, um die Daten zu berichtigen.)
Aber was wäre, wenn die Daten wahr wären?
Raten Sie mal
Wie hoch ist der größte Baum in Berlin (in Metern)?
Der höchste Baum ist mit 6.700 Metern angegeben.
Zum Vergleich: Das ist die Reiseflughöhe von Flugzeugen.
Insgesamt sind wohl 150 Bäume höher als der Fernsehturm mit seinen 368 Metern.
Der breiteste Baum hat laut den vorliegenden Zahlen einen Umfang von exakt 971,06 Metern.
971 Meter im Durchmesser entsprechen einem Kreis mit über 300 Metern in der Breite.
Oder anders ausgedrückt, der Baum würde in voller Schönheit und (Stamm-)Breite das Dach des Berliner Hauptbahnhofes ausfüllen.
Ganze 800 Meter hat die breiteste Baumkrone im Durchmesser, laut dem offiziellen Datenbericht.
Stünde dieser Baum an Stelle des Fernsehturms, würde sein Blätterdach das Rote Rathaus und den kompletten Alexanderplatz bedecken.
Die Rohdaten zu diesem Artikel können Sie
hier ansehen und
hier ansehen und
hier ansehen
(Quelle: Geoportal Berlin / Baumbestand Berlin - Anlagenbäume - Sachdaten zur Karte (23.05.2018), Baumbestand Berlin - Straßenbäume - Sachdaten zur Karte (23.05.2018), Uferbäume (03.02.2017)).
Die Rawbilder, statistischen Auswertungen und Webseitenquelltexte können Sie auf github ansehen und frei (MIT-Lizenz) verwenden.
Haben Sie eine Anmerkung oder einen Fehler entdeckt, dann freue ich mich über Ihre E-Mail.
Erstellt von Thomas Tursics, 14.12.2018.